Ich
habe vor einigen Jahren zum ersten Mal das von Jungs Anhängern als
reife Altersschrift gepriesene „Antwort auf Hiob“ gelesen. Dies
war ziemlich unmittelbar nach dem Lesen seiner Biographie
(Erinnerungen, Träume Gedanken). Diese Lektüre ließ sehr
zwiespältige Eindrücke zurück und ich begann mich intensiver mit
Jung zu beschäftigen und las auch das Rote Buch in seiner deutschen
Ausgabe sowie andere Schriften aus Jungs Gesamtwerk und eine Reihe
von sekundärer Literatur. Der Eindruck den ich von diesem Mann
bekam, war der eines hoch intelligenten, sehr selbstbewussten und
willensstarken Mannes, der keine Zweifel an seiner Autorität duldete
und zu seiner „Anhängergemeinde“ ein Meister-Schüler Verhältnis
entwickelte. Dies ist mein Eindruck von C.G. Jung und ich beanspruche
für mich nur, dass dies der Gesamteindruck auf mich ist und nicht
eine objektive Wahrheit.
Nachdem
vor nicht allzulanger Zeit meine Tochter mir die Frage nach meinem
Glauben stellt, begann ich mich wieder intensiver nicht nur aber auch
mit Jung zu beschäftigen und die Schrift Antwort auf Hiob war der
erste Punkt der Auseinandersetzung und ich entschloss mich, sie
kommentierend in diesem Blog darzustellen.
Bevor
ich dies tue, ist es mir wichtig, festzuhalten, dass es bei dieser
Auseinandersetzung nicht um Recht-Haben geht, sondern um das
Gegeneinander-Setzen von Bilderwelten, der meinen und der von C.G.
Jung und das Neugierigsein auf das Ergebnis. Ein in diesem
Zusammenhang sehr wesentlicher Aspekt ist, dass ich in dieser
Auseinandersetzung keinerlei Autorität akzeptiere, weder die C.G.
Jungs noch die eines sonstigen „Berufenen“, da es gerade in der
Auseinandersetzung mit Religiösem, ja auch seelischen Erfahrungen
keine Autoritäten geben kann, weil es keine Wahrheit im allgemeinen
Sinne geben kann; weil alle „Wahrnehmung“ letztlich durch die je
eigenen Vorstellungswelt determiniert wird. Die einzige Möglichkeit,
die wir als Menschen haben, um mit anderen Menschen
„zusammenzutreffen“ ist die Begegnung in der gegenseitigen
Wertschätzung des Anders-Sein, so schwer dies auch manchmal fallen
mag. Das kann dann eine wunderbare Erfahrung und Bereicherung sein.
Im anderen Fall bleibt nur die Möglichkeit das Gegenüber nie zu
„treffen“ oder in der schlimmsten der Möglichkeiten es zu
Vernichten. Leider wird diese Möglichkeit allzu oft noch gewählt,
doch darüber habe ich mich schon ausgelassen.
Bevor
ich aber zu „Antwort auf Hiob“ komme, möchte ich auf das Buch
Hiob kommen, das im Nachfolgenden angeführt ist. Dieses zu Lesen
ist, denke ich, unumgänglich um die Erschütterung zu verstehen, die
nicht nur Jung beim Lesen erfährt, sondern wahrscheinlich jeder
gläubige Christ oder Jude heute noch erfährt. Für diese muss dass
Geschehen mit Hiob ungeheuerlich sein und ich denke, dass dies auch
für den (die) Autor(en) von Hiob der Beweggrund war, diese
Geschichte zu erzählen. Ein Gerechter vor allen Menschen und auch
vor Jahwe wird durch einen eifersüchtigen Jahwe auf Veranlassung des
Missratensten seiner Söhne (!) einer Prüfung unterzogen, die allem
Anspruch eines allmächtigen und allwissenden Jahwe widerspricht.
Aus
meiner Sicht spiegelt sich in dieser Geschichte die Gründerzeit des
alttestamentarischen Monotheismus wider. Gott war auch hier so wie
bei den verschiedenen Vielgötterreligionen ein getreues Abbild
menschlicher Schwächen, ergänzt durch Allmacht und Allwissenheit
und der Forderung nach Unterwerfung des Menschen unter seinen Willen,
der als gerecht angesehen wird, d.h. Jahwe belohnt die Gerechten und
bestraft die Sündigen und erhebt diesen Anspruch jedem Menschen
gegenüber. Diese Gerechtigkeit wird im Buch Hiob auf den Kopf
gestellt, so wie das Erdbeben von Lissabon im 18. Jahrhundert den
Anspruch des Christentums auf einen gerechten und liebenden Gott
zerstört hat und vielerlei Veränderungen im Gottesbild initiiert
hat. Obwohl fast alle Kirchen Lissabons zerstört wurden, blieb das
Rotlichtviertel der Stadt praktisch unversehrt.
Dies
klingt nun alles danach, als wollte ich beweisen, dass Gott nur eine
Fiktion ist. Doch das kann und will ich nicht, da ich ungeachtet
aller im Zeitenverlauf auch bei den verschiedenen Religionen
auftretenden Missstände auch deren aus meiner Sicht sehr wertvollen
Beitrag zur Entwicklung der Menschen sehe und überzeugt bin, dass
gerade die Religionen hier eine Katalysatorfunktion hatten. Trotzdem sind dies aus
meiner Sichtweise aber Vorstellungen. Aber dies ist eben meine Vorstellung.
Aus
meiner Warte akzeptiert Hiob Gott deshalb, weil er sich als
Schwächerer empfindet. Ebenso wie Prometheus, wenn auch auf ein
wenig andere Weise, erhebt er den Anspruch auf Gerechtigkeit, den
Jahwe aber nicht erfüllen kann, da er eine Vorstellung von Hiob ist.
Für mich ist aber persönliches Wohlergehen keine Frage der
Gerechtigkeit irgendeines allmächtigen Gottes, sondern Ergebnis sehr
vielfältiger, nicht steuerbarer und auch nicht überschaubarer
Randbedingungen unseres Dasein. Allzu vieles können wir nicht wissen
und auch nicht steuern, ein Gedanke, der in unserer insbesondere im
reichen Westen so von Ihrer Leistungsfähigkeit so überzeugten
Gesellschaft sehr schwer fällt zu akzeptieren. Mittlerweile glauben
sehr viele Menschen, sogar, das Klima durch ihr persönliches
Verhalten beeinflussen zu können, was mich der Höhepunkt
menschlicher Allmachtsphantasien ist. Die Zeit wird vieles klären
und auch diese Vorstellungen werden verschwinden.
Nun
aber nach all diesem Quaseln zu Hiob.
Auf Anregung meiner Frau mit einem Link zu
http://www.die-bibel.de/online-bibeln
An diesem Link können die verschiedensten Übersetzungen gefunden werden.
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