Donnerstag, 14. Juni 2012

Antwort auf "Antwort auf Hiob"


Ich habe vor einigen Jahren zum ersten Mal das von Jungs Anhängern als reife Altersschrift gepriesene „Antwort auf Hiob“ gelesen. Dies war ziemlich unmittelbar nach dem Lesen seiner Biographie (Erinnerungen, Träume Gedanken). Diese Lektüre ließ sehr zwiespältige Eindrücke zurück und ich begann mich intensiver mit Jung zu beschäftigen und las auch das Rote Buch in seiner deutschen Ausgabe sowie andere Schriften aus Jungs Gesamtwerk und eine Reihe von sekundärer Literatur. Der Eindruck den ich von diesem Mann bekam, war der eines hoch intelligenten, sehr selbstbewussten und willensstarken Mannes, der keine Zweifel an seiner Autorität duldete und zu seiner „Anhängergemeinde“ ein Meister-Schüler Verhältnis entwickelte. Dies ist mein Eindruck von C.G. Jung und ich beanspruche für mich nur, dass dies der Gesamteindruck auf mich ist und nicht eine objektive Wahrheit.

Nachdem vor nicht allzulanger Zeit meine Tochter mir die Frage nach meinem Glauben stellt, begann ich mich wieder intensiver nicht nur aber auch mit Jung zu beschäftigen und die Schrift Antwort auf Hiob war der erste Punkt der Auseinandersetzung und ich entschloss mich, sie kommentierend in diesem Blog darzustellen.

Bevor ich dies tue, ist es mir wichtig, festzuhalten, dass es bei dieser Auseinandersetzung nicht um Recht-Haben geht, sondern um das Gegeneinander-Setzen von Bilderwelten, der meinen und der von C.G. Jung und das Neugierigsein auf das Ergebnis. Ein in diesem Zusammenhang sehr wesentlicher Aspekt ist, dass ich in dieser Auseinandersetzung keinerlei Autorität akzeptiere, weder die C.G. Jungs noch die eines sonstigen „Berufenen“, da es gerade in der Auseinandersetzung mit Religiösem, ja auch seelischen Erfahrungen keine Autoritäten geben kann, weil es keine Wahrheit im allgemeinen Sinne geben kann; weil alle „Wahrnehmung“ letztlich durch die je eigenen Vorstellungswelt determiniert wird. Die einzige Möglichkeit, die wir als Menschen haben, um mit anderen Menschen „zusammenzutreffen“ ist die Begegnung in der gegenseitigen Wertschätzung des Anders-Sein, so schwer dies auch manchmal fallen mag. Das kann dann eine wunderbare Erfahrung und Bereicherung sein. Im anderen Fall bleibt nur die Möglichkeit das Gegenüber nie zu „treffen“ oder in der schlimmsten der Möglichkeiten es zu Vernichten. Leider wird diese Möglichkeit allzu oft noch gewählt, doch darüber habe ich mich schon ausgelassen.

Bevor ich aber zu „Antwort auf Hiob“ komme, möchte ich auf das Buch Hiob kommen, das im Nachfolgenden angeführt ist. Dieses zu Lesen ist, denke ich, unumgänglich um die Erschütterung zu verstehen, die nicht nur Jung beim Lesen erfährt, sondern wahrscheinlich jeder gläubige Christ oder Jude heute noch erfährt. Für diese muss dass Geschehen mit Hiob ungeheuerlich sein und ich denke, dass dies auch für den (die) Autor(en) von Hiob der Beweggrund war, diese Geschichte zu erzählen. Ein Gerechter vor allen Menschen und auch vor Jahwe wird durch einen eifersüchtigen Jahwe auf Veranlassung des Missratensten seiner Söhne (!) einer Prüfung unterzogen, die allem Anspruch eines allmächtigen und allwissenden Jahwe widerspricht.
Aus meiner Sicht spiegelt sich in dieser Geschichte die Gründerzeit des alttestamentarischen Monotheismus wider. Gott war auch hier so wie bei den verschiedenen Vielgötterreligionen ein getreues Abbild menschlicher Schwächen, ergänzt durch Allmacht und Allwissenheit und der Forderung nach Unterwerfung des Menschen unter seinen Willen, der als gerecht angesehen wird, d.h. Jahwe belohnt die Gerechten und bestraft die Sündigen und erhebt diesen Anspruch jedem Menschen gegenüber. Diese Gerechtigkeit wird im Buch Hiob auf den Kopf gestellt, so wie das Erdbeben von Lissabon im 18. Jahrhundert den Anspruch des Christentums auf einen gerechten und liebenden Gott zerstört hat und vielerlei Veränderungen im Gottesbild initiiert hat. Obwohl fast alle Kirchen Lissabons zerstört wurden, blieb das Rotlichtviertel der Stadt praktisch unversehrt.

Dies klingt nun alles danach, als wollte ich beweisen, dass Gott nur eine Fiktion ist. Doch das kann und will ich nicht, da ich ungeachtet aller im Zeitenverlauf auch bei den verschiedenen Religionen auftretenden Missstände auch deren aus meiner Sicht sehr wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Menschen sehe und überzeugt bin, dass gerade die Religionen hier eine Katalysatorfunktion hatten. Trotzdem sind dies aus meiner Sichtweise aber Vorstellungen. Aber dies ist eben meine Vorstellung.

Aus meiner Warte akzeptiert Hiob Gott deshalb, weil er sich als Schwächerer empfindet. Ebenso wie Prometheus, wenn auch auf ein wenig andere Weise, erhebt er den Anspruch auf Gerechtigkeit, den Jahwe aber nicht erfüllen kann, da er eine Vorstellung von Hiob ist. Für mich ist aber persönliches Wohlergehen keine Frage der Gerechtigkeit irgendeines allmächtigen Gottes, sondern Ergebnis sehr vielfältiger, nicht steuerbarer und auch nicht überschaubarer Randbedingungen unseres Dasein. Allzu vieles können wir nicht wissen und auch nicht steuern, ein Gedanke, der in unserer insbesondere im reichen Westen so von Ihrer Leistungsfähigkeit so überzeugten Gesellschaft sehr schwer fällt zu akzeptieren. Mittlerweile glauben sehr viele Menschen, sogar, das Klima durch ihr persönliches Verhalten beeinflussen zu können, was mich der Höhepunkt menschlicher Allmachtsphantasien ist. Die Zeit wird vieles klären und auch diese Vorstellungen werden verschwinden.

Nun aber nach all diesem Quaseln zu Hiob.
Auf Anregung meiner Frau mit einem Link zu
http://www.die-bibel.de/online-bibeln
An diesem Link können die verschiedensten Übersetzungen gefunden werden.

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