Donnerstag, 23. Juni 2011

Lange nicht gequaselt

Habe jetzt lange nichts gequaselt, weil ich so mit Lesen und ebook-erstellen von C.G.Jung beschäftigt war. Lese gerade 'Die Archetypen und das kollektive Unbewusste', nachdem ich schon eine Reihe anderer Schriften (auch das Rote Buch, von dem ich schon eine ebookversion ohne die Bilder hergestellt habe) und auch seine Biographie gelesen habe.
Da ich die Schriften von Freud zum größten Teil kenne und auch um das Verhältnis der beiden weiß, stelle ich mir beim Lesen ständig die Frage, wie zwei wirklich gescheite Menschen, vor denen ich (den zwar nicht existierenden aber trotzdem) mit großem Respekt den Hut ziehe zu so unterschiedlichen Interpretationen der psychisschen Mechanismen kommen können. Beide haben offensichtlich sehr vielen Menschen geholfen, ein jeder eben auf seine Weise und alle Hilfsbedürftigen glaubten die von den beiden vermittelten Erklärungen und handelten entsprechend. Viele wurden gesund oder erlebten zumindest eine Erleichterung bei ihren seelischen Problemen und dies auf der Basis doch sehr unterschiedlicher Deutungen.

Ich suche immer und immer wieder Gründe, warum meine schon bei früheren Posting formulierten Annahmen über die Selbstgestaltung der Wirklichkeit doch nicht so ganz stimmen könnten und werde immer wieder mit der Nase darauf gestoßen, dass es gar nicht anders sein kann. Vielleicht stelle ich noch Texte mit unterschiedlichen Interpretationen der beiden zu sehr ähnlichen Phänomenen hier in diesen Blogg und dazu noch passende Texte aus den Confessiones des Augustinus, um einen dritten Blickwinkel zu zeigen, auch wenn ich mit diesem Text so meine Probleme habe.

Samstag, 4. Juni 2011

Vom Allgemeinen zum Besonderen

Ich habe da gestern ein eher allgemeines Statement angegeben und bin mir natürlich bewusst, dass das alles ziemlich abstrakt ist. Denn was bedeutet es schon, die eigene Erfahrung als Wirklichkeit zu bezeichnen oder noch spitzer formuliert, sich selbst zum  Mittelpunkt der Welt zu erklären. 
Doch ich meine es ernst. Kein Mensch ist in der Lage, wirklich beliebig die eigene Warte zu verlassen, die er doch mit sich selbst, all seiner Erfahrung, mit seiner Körperlichkeit und (siehe Erfahrung) mit allen seinen positiven und negativen Gefühlen einnimmt. Es ist natürlich möglich, sich die Position eines anderen denkend vorzustellen. Dies ist aber immer noch die eigene Vorstellung von der Position des anderen Menschen. Und damit sind wir wieder bei uns selbst.

Es gibt nun ganz besonders bemühte Menschen (und dies meine ich wirklich ernst), die sich bemühen, Wirklichkeit zu prüfen. Siehe BOAG . Die meinen es - so wie ich -  wirklich ernst und ich fürchte, dass sie übersehen, dass Wirklichkeit nicht überprüfbar ist (siehe oben) und ich glaube dass es sehr viele Menschen gibt, die sie noch weniger verstehen als mich. 

Warum bin Ich so penetrant und hacke so auf diesem Punkt der Ichbezogenheit herum? 
Ich tu das darum, weil nur das Akzeptieren der Tatsache, dass keiner von uns für sich Objektivität in Anspruch nehmen kann, das Gegenüber gleichwertig macht. Wenn wir diese Tatsache annehmen und auch noch den Wunsch des Gegenübers nach genausoviel Glück und Wohlergehen, wie wir es uns wünschen respektieren, können wir erst das Gespräch über die Unterschiede zwischen uns beginnen und uns dann vielleicht auch verstehen.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Das ist der Anfang

Es gehört zu meinen tiefsten Grundüberzeugungen, dass die von mir wahrgenommene Wirklichkeit deshalb so ist wie sie ist, weil ich sie so wahrnehme und dass eine von meiner Wahrnehmung unabhängige Wirklichkeit nicht existieren kann, weil Wirklichkeit und Wahrnehmung untrennbare siamesische Zwillinge sind. Ich weiß aber auch, dass für alle anderen Menschen, bzw. überhaupt Lebewesen ganz genau dasselbe gilt. Ich nehme nur vorderhand die anderen Lebewesen aus meiner Betrachtung aus, weil es den Menschen bis zum heutigen Tage ungeachtet aller wissenschaftlichen Fortschritte nicht gelungen ist, mit anderen Lebewesen als denen der eigenen Spezies zu kommunizieren.
Diese Wirklichkeitswahrnehmung hat natürlich bei Menschen, die "gleichartigen" Interessensgruppen angehören eine mehr oder minder große Ähnlichkeit, abhängig davon, ob gemeinsame oder nur sehr individuelle Interessen davon betroffen sind. Insbesondere wenn eine ähnliche Wahrnehmung von gemeinsame Interessen stattfindet, tritt eine Folgewirkung ein, die aus meiner Sicht für all das unsägliche Elend verantwortlich ist, das bis zum heutigen Tag Menschen sich gegenseitig angetan haben: Diese Menschengruppen bezeichnen ihre "Wahr"-nehmung als Wahrheit und jede Abweichung davon wird in irgendeiner Form sanktioniert bis hin zu physischen und/oder psychischen Vernichtung.

Daraus folgt natürlich, dass Kommunikation zwischen Menschen, so selbstverständlich sie auch sein mag, immer unter der Randbedingung dieser Wahrnehmung von Wirklichkeit mit all ihren erfahrungsgeschichtlichen Hintergründen stattfindet. Es erscheint fast wie ein "Wunder" dass Gespräche über mehr als trockene Fakten überhaupt stattfinden können und selbst bei sogenannten trockenen "Fakten" sind aus meiner Erfahrung Konfliktsituationen bei weitem nicht ausgeschlossen, wobei ich hier nicht unterschiedliche Meinungen betrachte, sondern schlicht und einfach die unterschiedliche Wahrnehmung scheinbar "gleicher" Inhalte, weil diese nur dann gleich sind, wenn sie auch so wahrgenommen werden.

Trotzdem.
Damit ist für heute Schluss.