Ich habe lange keine geistigen Ergüsse gehabt, weil ich, wie schon beim letzten Posting wieder auf einer emotionale Achterbahn gefahren bin.
Trotzdem!
Alles was wir fühlen, hat immer zwei Teile. So empfinde ich es jedenfalls. Der Eine ist unser eigenes Gefühlserleben, das ungeachtet unserer persönlichen Eingeschränktheit für jeden von uns genau so real ist wie ein Auto, das uns niederfährt oder im "positiven" Sinn ein Millionengewinn in der Lotterie. Der zweite Teil ist der von vielen Menschen als objektiv angesehene Anteil, weil er von anderen auch wahrgenommen werden kann (z.B. Autounfall oder Millionengewinn). Dabei ist das blanker Unsinn. Die Wirkungsmächtigkeit eines Ereignisses ist von der Beobachtbarkeit Außenstehender vollkommen unabhängig. Denn dann wäre der Zusammenstoss eines Viehhirten in der Serengeti mit einem Löwen ebenso irreal wie die Gefühle irgendeines Menschen, nur weil es niemand wahrnimmt außer der jeweils Betroffene (etc., siehe weiter unten!).
Aber ich will nicht abschweifen. Der letzte Absatz war nur intellektuelles Geschwafel im krampfhaften Versuch, das eigene Gefühlserleben in Worte zu fassen.
Letztlich geht es nur um Tod und um das Sterben, wobei der Tod ja nur das Endprodukt ist und mich eigentlich nicht beschäftigt. Aber wie ist es, wenn Du langsam aber sicher erstickst? Ich bin ja (hoffentlich noch lange) nicht soweit.
Dann ist ist alles nur blanke Angst:
Ich war vor einer Woche, wie jedesmal in den letzten Jahrzehnten eine Woche auf einem Zen-Seminar im Stift Zwettl und bin im Moment versucht, in der Rückschau ganz melancholisch zu werden. Wie wunderbar ist es, eine Woche lang in Stille zu sitzen, wenn niemals das Gefühl (!?) der Atemnot auftaucht.
Diese Woche war ganz anders.
Zum ersten Mal habe ich mich hellwach und ohne intellektuellen Firlefanz dem eigenen Sterben ausgeliefert, es letztlich auch annehmen können. Diesem so verletzlichen Körper, in dem ich herumgetragen werde, habe ich in seiner Verletzlichkeit und darum letztlich auch Unvollkommenheit zugestimmt. Und trotzdem war da bei aller Gegenwärtigkeit einer wunderbaren Zeit die Angst.
Ja, es ist so.
Ich weiß nicht wie es weitergeht.
Alle Varianten sind möglich.
Ich schreibe dies alles, weil es mir wichtig ist, nicht nur im Strudel der eigenen Gefühle zu ersticken, sondern diesen im Aussprechen die Dumpfheit zu nehmen, sie ins Licht zu stellen.
Nur die Dunkelheit des Verborgenen ist gefährlich.
Das Licht ist wunderbar, denn es macht alles hell.