Donnerstag, 14. Juli 2011

5. Juli 2011

Lange nicht gequaselt, weil ich im Krankenhaus war und eine emotionale Achterbahnfahrt hinter mich gebracht habe:
Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens und mir ist bewusst, dass jeder Tag dieser Tag ist. Ich habe vom Arzt die Diagnose Lungenfibrose bekommen. Niemand weiß, woher das kommt und die einzige Therapie, die es gibt, ist die, welche Ärzte immer dann anwenden, wenn sie nicht weiter wissen: Cortison. Aber immerhin: Ich freue mich, wenn ich morgens aufwache und nicht husten muss und dass ich ganz objektiv in gar nicht so schlechtem Zustand bin, sprich, dass alle Werte mit Ausnahme des Röntgenbildes immer noch im Bereich des Normalen und damit nicht auffällig sind.
Und dennoch hat sich alles verändert. Nichts ist mehr selbstverständlich und der eingebildete feste Boden unter den Füßen ist plötzlich das, was er in Realität immer war: Ein schwankender Boden. Nur war all das bisher eine intellektuelle Übung und ist plötzlich Erfahrung.
Und es ist ganz seltsam: Es schreckt mich nicht einmal. Plötzlich hat das Leben eine Erfahrungsdimension des Gegenwärtigen, die im ganz positiven Sinn manchmal fast überwältigend ist. Das Vergangene hat nur Erinnerungswert und ist völlig unbeschwert und die Zukunft unendlich weit weg. Alle Menschen um mich erscheinen mit all ihren Mängeln so wie sie sind und es gibt für mich überhaupt keinen Grund mehr, irgend etwas daran auzusetzen.
Trotzdem!